Familie Heintze
Herkunft und Geschichte
Seit 1484
Herkunft der Familie Heintze und Familiengeschichte
Die Geschichte der Familie Heintze lässt sich bis ins Jahr 1484 zurückverfolgen. Die Familie war damals in Langensalza/Thüringen ansässig. Der Name Heintze und verwandte Namensformen wie Heintz, Heinse, Heinrich etc. sind seit dem 12. Jahrhundert vor allem in Böhmen, Ungarn, Schlesien, aber auch im Rheinland und der Schweiz nachweisbar. Heute ist die Familie Heintze überwiegend in Deutschland, aber auch im übrigen Europa und in den USA präsent.

Der älteste dokumentarisch fassbare Vertreter des Familienstamms Heintze ist Claus Hencze, der 1484 Bürger zu Salza (Langensalza) wurde. Es ist nicht bekannt, von wo genau er zugezogen ist. Die Schreibweise seines Namens legt es nahe, dass er in Folge der Hussitenkriege in Böhmen als Flüchtling oder Vertriebener nach Langensalza kam. In den folgenden fünf Generationen stellte die Familie Heintze wichtige Amtsträger in der mitteldeutschen Stadt. So war der gleichnamige Sohn von Claus Hencze, der sich bereits Heintze schrieb, Bürgermeister der Stadt († 1566). In direkter Linie folgten Josephus († 1598) und Michael Heintze († 1626) als Ratsherren in Langensalza. Ein weiterer Nachkomme war Johann Michael Heintze († 1743), der es dort zum Stadtphysikus brachte. Die für die Familie Heintze genealogisch wichtigste Persönlichkeit war Gustav Heintze († 1878), der neun Kinder hatte. Auf diese lassen sich heute die meisten Träger des Namens Heintze zurückführen. Die US-amerikanische Linie der Familie Heintze geht allerdings auf Alfred Heintze zurück, einen jüngeren Bruder von Gustav Heintze, von dessen sechs Kindern vier in die Vereinigten Staaten auswanderten.


Familie Heintze
Persönlichkeiten
Johann Michael Heintze (1717–1790)
Gymnasialdirektor und Schulreformer in Weimar
⇒ Stammbaum
Johann Michael Heintze wurde am 21. März 1717 in Lagensalza/Thüringen als Sohn des gleichnamigen Stadtphysikus geboren. Er besuchte die Schule in Schulpforta und studierte danach in Wittenberg, Leipzig und Göttingen zunächst Theologie, wandte sich dann aber der klassischen Philologie zu. In Göttingen schloss er sich dem Pädagogen und klassischen Philologen Prof. Johann Matthias Gesner (1691–1761) an. Gesners schulreformerische Ideen und Vorstellungen zu einer Reform des Latein- und Griechischunterrichts im Hinblick auf eine Lektüre, die den Gesamtzusammenhang der gelesenen Texte berücksichtigt, setzte er im Unterricht um.

In Göttingen wurde Heintze Mitglied der Teutschen Gesellschaft, einer frühen deutschen Sprachakademie. 1749 zog er nach Lüneburg, wo er Conrector und 1753 Rector der Schule zu Sankt Michael wurde. 1770 berief ihn Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach als Konsistorialrat und Direktor an das Wilhelm-Ernst-Gymnasium in Weimar. 1759 verwitwet, führte die Herzogin in Vormundschaft ihres noch minderjährigen Sohnes die Regierungsgeschäfte des Herzogtums und hatte 1770 ein neues Schulgesetz im Sinne Gesners erlassen, dessen Bestimmungen Heintze umsetzen sollte. Ab 1776 arbeitete Heintze dabei eng mit Johann Gottfried Herder zusammen. Heintze veröffentlichte neben seiner Lehrtätigkeit zahlreiche Übersetzungen lateinischer und griechischer Werke (vor allem von Seneca, Cicero und Xenophon). Er starb am 6. Oktober 1790. Aus drei Ehen (er war zweimal verwitwet) hatte er insgesamt 12 Kinder, von denen sechs bereits im Kindesalter starben.
Gustav Heintze (1805–1878)
Polizeidirektor und später Oberamtsrichter im Königreich Hannover
⇒ Stammbaum
Christoph Friedrich Gustav Heintze wurde am 21. Februar 1805 als Sohn des Kommerzienrats Johann Wilhelm Heintze in Göttingen geboren. Er besuchte die Gymnasien in Göttingen und Holzminden und studierte danach Jurisprudenz in Göttingen und Jena. Er schloss das Studium 1827 mit der Promotion zum Dr. jur. ab. Danach war er in seiner Heimatstadt als Rechtsanwalt tätig und von 1830 bis 1844 Senator. 1844 übernahm er den Posten des Polizeidirektors von Göttingen. Im Jahr 1848 geriet er in die öffentliche Kritik, als er am 11. und 12. März Landgendarmen und eine Schwadron der Northeimer Gardekürassiere gegen randalierende Studenten einsetzte. Nach Auffassung der Universität und einiger Göttinger Bürger war dieses Vorgehen unangemessen. Studenten und Universität forderten von König Ernst August I. von Hannover (1837–1851) die Entlassung von Polizeidirektor Heintze.

Im gleichen Zug drängte die Universität darauf, die traditionelle Polizei- und Disziplinargewalt über die Studenten zurückzuerhalten. Diese war ihr Anfang der 1830er Jahre aberkannt und der Stadt übertragen worden. König Ernst August willigte in die Forderungen ein. Er versetzte Gustav Heintze nach Syke bei Bremen, wo dieser zum Aufbau der Amtsgerichte im Königreich Hannover beitrug und bis zum Oberamtsrichter aufstieg. Gustav Heintze erhielt 1851 vom König den Guelfen-Orden für ausgezeichnete Dienste bei der Einführung der Amtsgerichte. Er heiratete 1839 Mathilde Luise Blume, mit der er 9 Kinder hatte. Er starb am 07.01.1878 in Verden an der Aller.
Alfred Heintze (1810–1872)
Tuchfabrikant in Göttingen und Begründer der amerikanischen Linie
⇒ Stammbaum
Christoph Friedrich Alfred Heintze erbaute in Göttingen unterhalb des Bismarcktempels am Wall in der Bürgerstraße eine Tuchfabrik mit einem Roßwerk, das die Maschinen trieb. Daneben baute er sich ein hübsches Wohnhaus mit großem Garten, der sich am Wall entlangzog. Heute sind auf dem Grundstück mehrere Villen gebaut. Vom Wall ging man über eine Brücke gleich in den ersten Stock des Hauses hinein. Dennoch hatte er mit der Fabrik ebenso wenig Erfolg wie sein Vater und als er sie nicht mehr halten konnte, wanderte er mit seinen Söhnen Alfred und Max, die damals 13 und 15 Jahre alt waren, nach New York aus. Seine Frau Hulda hätte später nachkommen sollen, blieb aber zunächst mit den Töchtern zurück.
Wilhelm Heintze (1840–1917)
Direktor der Commerzbank
⇒ Stammbaum
Karl Wilhelm Gustav Alfred Heintze wurde am 8. Oktober 1840 als Sohn von Gustav Heintze (s.o.) geboren und besuchte ein Gymnasium in Wesel. Aufgrund schlechter Berufsaussichten wanderte er 1860 nach Konstantinopel aus, wo er 1867 Laura Thirk heiratete und im Bankhaus Adler & Co. arbeitete. Später wechselte er zur Austro-Ottomanischen Bank. Im Jahr 1875 übernahm er als Direktor eine Filiale in Rustschuck, die er zwei Jahre später aufgrund des Russisch-Osmanischen Krieges aufgeben musste. Daraufhin kam er zur Filiale in Smyrna, wo er Kontakt zu den Archäologen in Pergamon unterhielt. Noch im Jahr 1890 baute er die Filiale in Saloniki auf, bevor er nach einem Jahr nach Hamburg zurückkehrte und als Direktor der Commerz- und Diskontobank eine der Gründungsbanken der heutigen Commerzbank leitete.

Gustav Heintze (1844–1929)
Kaufmann und Inhaber der Firma Egmont Hagedorn & Co.
⇒ Stammbaum
Am 10. Juni 1844 wurde Gustav Karl Ludwig Hermann Heintze in Göttingen geboren und ging zunächst auf die Volksschule in Syke. Danach kam er auf das Gymnasium in Eisenach, wo er bei seiner Tante (verheiratete Schwabe) wohnte. Nach einer kaufmännischen Lehre in Bremen ging er 1863 nach New York und 1867 nach Calcutta. Bei einem Aufenthalt in der Heimat 1873 lernte er seine Frau Christel kennen. Bereits zwei Jahre später kehrten sie mit ihrer jungen Tochter nach Hamburg zurück, wo Gustav in die Firma Egmont Hagedorn eintrat. Später übernahm er die Firma, die allerdings im Ersten Weltkrieg durch die Seeblockade bankrott ging. Dennoch sorgte er für seine Kinder und spendete an verschiedene Stifte und die Seemannsmission.

Hans Heintze (1845–1922)
Pastor in Hannover, Hoyel und Lintorf
⇒ Stammbaum
Am 28. Dezember 1845 wurde Hans Carl Ludwig Theodor Heintze in Göttingen geboren und besuchte mit seinem älteren Bruder Gustav das Gymnasium in Eisenach. Im Jahr 1866 schloss er es in Göttingen ab und studierte dort auch bis 1869 Theologie. Bis zum Abschluss seines zweiten Examens 1872 war er Rektor in Burgdorf. Danach ging er bis 1878 als Pastor nach Hannover an die Christuskirche. Ein Jahr zuvor hatte er Frieda Burmester geheiratet. An seiner nächsten Station in Hoyel ritt er häufig zu den entlegenen Gehöften. Von 1883 bis zu seinem Tod war er Pastor in Lintorf. Er war in verschiedenen Missionsvereinen aktiv und wegen seiner Geradlinigkeit in der Gegend bekannt. Er starb 1922 an einer Grippe.

Georg Heintze (1854–1928)
Generaldirektor der Dörener Wollkämmerei
⇒ Stammbaum
Am 9. Februar 1854 wurde Georg Fritz Gustav Heintze als fünfter Sohn seines Vaters in Syke geboren. Wie seine Brüder besuchte er das Gymnasium in Göttingen, bevor er ab 1870 in Bremen eine kaufmännische Lehre absolvierte. Danach diente er für ein Jahr beim Hannoveranischen Ulanenregiment Nr. 14. Dieses war in Verden stationiert, weshalb er bei seinen Eltern wohnen konnte. Nach einer kurzen Station in Bremen arbeitete er ab 1876 bei einer Wollfirma in Antwerpen. Dort lernte er 1879 Laura Schulte kennen und heiratete sie. Ab 1885 war er Direktor und bald auch Generaldirektor der Dörener Wollkämmerei bei Hannover. Dort setzte er sich für das Wohl der Arbeiter ein, indem er Schichten verkürzte und Wohnraum schaffte. Während des Ersten Weltkriegs beschaffte er Wolle für Uniformen und richtete ein Lazarett in der Fabrik ein. Im Jahr 1925 wechselte er in den Aufsichtsrat des Unternehmens und widmete sich vornehmlich seiner Familie.

Ernst Freiherr von Heintze (1800–1867)
Minister in Schleswig, Fideikomiss Weissenrode und Amtmann
⇒ Stammbaum
Josias Friedrich Ernst Freiherr von Heintze studierte Rechtswissenschaften in Kiel und Göttingen und schloss 1822 sein Examen ab. Nach weiteren Stationen wurde er 1829 zum Richter in Gottdorf ernannt, doch drei Jahre später erbte er die Güter seines Vaters Friedrich Adolf von Heintze. Ernst wurde 1836 zum dänischen Kammerherr ernannt und erhielt 1841 die Fideikomiss Weissenrode mit dem Titel eines Freiherren. Bereits seit 1834 war er Mitglied der Regierung von Schleswig und wurde gar 1848 für ein Jahr Minister in Schleswig-Holstein. Danach betätigte er sich als Amtmann, wobei er für einen Gutsherrn Verwaltungs- und Gerichtsaufgaben übernahm. Im Jahr 1859 war er erneut kurz Minister und wurde 1867 gar zum Geheimen Konferenzrat ernannt.
